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SA, 17. JUNI 2017, 16.00H UND 17.30H
BERNOULLI-SILO*
MUSIK IM INDUSTRIERAUM V KORNKAMMERMUSIK
Collegium Novum Zürich
Studierende der Musik-Akademie Basel
Rico Gubler, Altsaxophon
Peter Tilling, Dirigent
Marco Sidler, Führung
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Eine Veranstaltung des Collegium Novum Zürich und des studio-klangraum Basel, in Zusammenarbeit mit der IGNM Basel
Inwiefern vermag die Gegebenheit eines bestimmten architektonischen Raumes die Wahrnehmung von Musik zu beeinflussen? Und umgekehrt: Wie verändert Musik die Wahrnehmung eines Raumes? Kann Musik in Räumen und Arealen funktionieren, deren ursprüngliche Zweckbestimmung denkbar kunstfern und musikfern war? Konkret: Kann man zeitgenössische Musik und industrielle Architektur in einen sinnvollen Zusammenhang bringen? Wohlgemerkt: Es geht uns nicht darum, ehemalige Industriegelände kulturell zu erschliessen. Das ist seit langem und erfolgreich an vielen Orten erprobt worden. Uns geht es um industrielle Areale, die lebendig sind, an denen produziert wird oder an denen Prozesse der Umwidmung im Gange sind.
Programm:
Bruno Maderna (1920-1973): «Serenata per un satellite» für variable Besetzung (1969)
William Blank (*1957): «(a)round» für Altsaxophon und sieben Instrumente (2016 - UA)
John Cage (1912-92): «Variations IV» für jegliche Art von Klängen und jegliche Zahl von Mitwirkenden (1963)
James Tenney (1934-2006): «Form I» für sechzehn oder mehr Instrumente (1993)
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Aufführung I 16.00h-17.30h
Aufführung II 17.30h-19.00h
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Collegium Novum Zürich
1993 gegründet, macht sich das Collegium Novum Zürich zum Ziel, Musik der Gegenwart zu fördern und zur Aufführung zu bringen. Gleichzeitig wird das zeitgenössische Musikschaffen in Kontext zur Musik vergangener Epochen gestellt. Wichtiger Bestandteil der künstlerischen Arbeit ist der direkte Kontakt mit den Komponistinnen und Komponisten sowie der Austausch mit Kooperationspartnern. Das 25 Mitglieder umfassende Solistenensemble kann dank seiner mobilen Struktur flexibel auf jede Besetzung vom Solo bis zum grossen Ensemble zurückgreifen. So kann sich die Programmgestaltung ganz nach inhaltlichen Kriterien ausrichten. Die Mitglieder treten mit dem Ensemble auch solistisch in Erscheinung und nehmen neben ihrer Tätigkeit beim Collegium Novum Zürich führende Rollen im Schweizer Kulturleben ein.
Das Collegium Novum Zürich, das von Stadt und Kanton Zürich subventioniert wird, unterhält seit Jahren eine eigene Konzertreihe in Zürich, bei der regelmässig Ensemble-Projekte in der Tonhalle und an anderen Konzertorten in der Stadt realisiert werden. Weitere Konzertreihen suchen gezielt die spartenübergreifende Vernetzung der Künste sowie sinnfällige Verbindungen von musikalischem Programm und Konzertort.
Das Collegium Novum Zürich brachte zahlreiche Werke zur Uraufführung, darunter Kompositionen von Marc Barden, Gary Berger, William Blank, Anne Cleare, Xavier Dayer, Ricardo Eizirik, Beat Furrer, Georg Friedrich Haas, Edu Haubensak, Hans Werner Henze, Aram Hovhannisyan, Klaus Huber, Martin Jaggi, Michael Jarrell, Arthur Kampela, Mischa Käser, Georg Katzer, Hermann Keller, Rudolf Kelterborn, Jorge López, Cécile Marti, Moritz Müllenbach, Isabel Mundry, Emmanuel Nunes, Helmut Oehring, Klaus Ospald, Michael Pelzel, Enno Poppe, Philippe Racine, Lucia Ronchetti, Andrea Lorenzo Scartazzini, Annette Schmucki, Blaise Ubaldini, Nadir Vassena, Stefan Wirth und Gérard Zinsstag.
Am Pult des Ensembles standen Dirigenten wie Pierre Boulez, Sylvain Cambreling, Friedrich Cerha, Mark Foster, Beat Furrer, Pablo Heras-Casado, David Philip Hefti, Peter Hirsch, Heinz Holliger, Mauricio Kagel, Johannes Kalitzke, Roland Kluttig, Susanna Mälkki, Emilio Pomà rico, Enno Poppe, Peter Rundel, Jonathan Stockhammer, Peter Tilling, Michael Wendeberg, Jörg Widmann und Jürg Wyttenbach.
Das Collegium Novum Zürich tritt regelmässig im In- und Ausland auf und gastiert bei renommierten Festivals und Veranstaltern wie Muziekgebouw Amsterdam, Berliner Festspiele/MaerzMusik, Ultraschall Berlin, Bregenzer Festspiele, Brucknerhaus Linz, Lucerne Festival, Philharmonie Luxembourg, November Music ’s-Hertogenbosch, Kölner Philharmonie, WDR Köln, Auditorio Nacional Madrid, Casa da Música Porto, Klangspuren Schwaz, Schwetzinger Festspiele, Thailand International Composition Festival, Wiener Konzerthaus, Wittener Tage für neue Kammermusik, Warschauer Herbst und Tage für Neue Musik Zürich.
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Peter Tilling leitete Konzerte mit dem Philharmonia Orchestra London, dem Gulbenkian Orchester Lissabon, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der jungen deutschen philharmonie, dem Orquestra Metropolitana Lissabon, den Münchner Symphonikern sowie dem von ihm gegründeten ensemble risonanze erranti.
Bei den Bayreuther Festspielen 2011 dirigierte er mit großem Erfolg Tannhäuserals Einspringer für Thomas Hengelbrock.
Am Opernhaus Zürich dirigierte er Die Frau ohne Schatten (2010 und 2014), am Teatro Real La Clemenza di Tito, an der Opèra de Montpellier Montverdis L'Incoronazione di Poppea, an der Staatsoper Stuttgart Die Fledermaus, an der Nederlandse Opera Rihms Dionysos, am Theater an der Wien The Rakes Progress, im Topkapi Palast Istanbul eine Neuproduktion von Mozarts Die Entführung aus dem Serail mit dem Borusan Philharmonic Orchestra sowie am Theater Coburg La Traviata.
Einen Schwerpunkt bildet die Neue Musik: Er setzt sich für neue Werke junger Komponisten ein, gibt Kompositionen in Auftrag, ermöglicht Uraufführungen. Am Herzen liegt ihm auch die Musik der 1910er/1920er Jahre.
Bei der Münchner Biennale 2014 wie auch am Theater Freiburg dirigierte er die UA von Hector Parràs Oper Das geopferte Leben mit dem ensemble recherche und dem Freiburger Barockorchester. Für die Musica viva des Bayerischen Rundfunks leitete er 2013 bei der ersten Gesamtaufführung von Stockhausens SAMSTAG aus LICHT den Samstags-Gruß.
Zentral ist für ihn die Arbeit mit jungen Musikern: er dirigierte u.a. die Orchester der Musikhochschulen Karlsruhe und Mannheim, die junge deutsche philharmonie, das Interregionale Jugendorchester (IRO) Baden-Württemberg und wird 2016 das Landsjugendorchester Baden-Württemberg leiten.
Alte Musik (historische Aufführungspraxis) ist eine Konstante seiner musikalischen Tätigkeit: Er leitete Händels Almira bei den Handelfestspielen Karlsruhe und dirigierte Monteverdis Poppea, Händels Judas Maccabaeus und Kantaten und Suiten Bachs.
Er war stellvertretender GMD und 1. Kapellmeister am Staatstheater Nürnberg, dort dirigierte er die Premieren Turandot, Le Nozze di FIgaro, Judas Maccabaeus sowie ..and the trains kept coming.. (Lior Navok). Weiterhin dirigierte er dort Arabella, Tosca, Tristan und Isolde, Der fliegende Holländer, König Roger, Nabucco, Un ballo in maschera, Die Zauberflöte und Die Entführung aus dem Serail. Mit der Staatsphilharmonie Nürnberg leitete er zahlreiche Konzerte (Symphoniekonzerte, Kantatenkonzert, Kinderkonzerte) sowie ein von ihm konzipiertes Format mit Neuer Musik in der Discothek Hirsch.
Als Assistent arbeitete er mit Franz Welser-Möst, Nikolaus Harnoncourt, Sylvain Cambreling, Andreas Spering, Thomas Adès und Ingo Metzmacher. Eine prägende Zusammenarbeit verbindet ihn mit Thomas Hengelbrock.
Weitere Auftritte hatte er u.a. mit dem Cairo Symphony Orchestra, dem Sinfonieorchester Wuppertal, den Göteborger Sinfonikern, der Gruppe für Neue Musik Berlin, dem Contemporary Music Ensemble Cairo, den Jenaer Philharmonikern sowie beim Festival Palermo Classica.
Er ist Initiator und Leiter des ensemble risonanze erranti. Mit diesem musizierte er Ur- und Erstaufführungen von Wolfgang Rihm, Philippe Boesmans, Jens Joneleit, Johannes Motschmann, Eres Holz, Jan Masanetz, Gerald Resch, Alexander Strauch sowie die Erstaufführung von Ernst Kreneks 2.Symphonischer Musik op. 23.
Das ensemble risonanze erranti/Peter Tilling wird 2017/18 im Konzerthaus Blaibach als Ensemble in Residence mehrere Projekte realisieren, u.a. mit Ur-Aufführungen von Héctor Parrà , Peter Ruzicka, Birke Bertelsmeier, Benjamin Scheuer, Nikolaus Brass und Nico Richter de Vroe.
Peter Tilling studierte Dirigieren bei Peter Eötvös (Karlsruhe), Christoph Prick (Hamburg) und Klaus Eisenmann (Mannheim), Klavier bei Paul Dan und Siegbert Panzer (Mannheim) sowie Violoncello bei Martin Ostertag (Karlsruhe) und Michael Hell (München). Als Cellist spielte er bei den Münchner Philharmonikern (2000-2002, Orchesterakadmie), weiterhin u.a. beim Ensemble Modern, dem SWR Sinfonieorchester, dem Kastalia Quartett, dem Mozarteum Orchester und dem Orchester der Oper Zürich.
Kurse absolvierte er bei Klaus Schilde, Hans Leygraf, Karl-Heinz Kämmerling (Klavier)/Steven Isserlis, Walther Nothas, Uzi Wiesel (Cello)/Sylvain Cambreling, Peter Gülke (Dirigieren).
Peter Tilling hatte Positionen als Kapellmeister und Solo-Repetitor am Badischen Staatstheater Karlsruhe, 1. Kapellmeister am Theater St. Gallen, Assistent am Opernhaus Zürich und stellvertr. GMD am Staatstheater Nürnberg inne.
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Rico Gubler
1972 geboren und aufgewachsen in Richterswil bei Zürich. Matura in Zürich.
Saxophonstudium bei Iwan Roth an der Musikakademie Basel, bei Marcus Weiss am Konservatorium Zürich (Lehrdiplom) und bei Jean-Michel Goury am CNR de Boulogne-Billancourt (Premier Prix à l'unanimité). Spezialisierung auf zeitgenössische Musik, freie Improvisation und Live-Elektronische Aufführungen. 1997+98 Studienpreis des Migros Genossenschaftsbundes und der Ernst Göhner Stiftung. 2005 Werkjahr für Interpretation der Stadt Zürich mit dem Ensemble Cattrall.
Projekte mit dem Klangforum Wien, Ictus Bruxelles, Ensemble varianti Stuttgart, Nouvel Ensemble Contemporain, ensemble contemporain de Montreal, Jerusalem Contemporary Players, Ensemble Aventure, Ensemble Phoenix Basel und Orchestern wie dem SWR Orchester Baden-Baden, SWR-Orchester Stuttgart, Tonhalle Orchester Zürich, Opernorchester Darmstadt, dem Kammerorchester München, dem Orchestre de chambre de Neuchâtel, Philharmonische Werkstatt Schweiz.
Saxophonist des Collegium Novum Zürich und der Kammermusikformation Cattrall. Solistische Auftritte an renommierten Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen, dem Steirischen Herbst, Wien Modern, Salzburger Festspiele, ars musica Bruxelles, Musica Strasbourg, MärzMusik, eclat Stuttgart und der Biennale München.
Seit 2004 unterrichtet Rico Gubler Hauptfach Saxophon und Kammermusik an der Musikhochschule in Lugano (conservatorio della svizzera italiana).
Kompositionsstudium bei Balz Trümpy in Basel und Salvatore Sciarrino in Florenz. Kompositionskurs bei Heinz Holliger. Arbeit in den elektronischen Studios der Musikakademie Basel und des Schweizerischen Zentrums für Computermusik. Preisträger des Kompositionswettbewerbes des Kammersprechchor Zürich 1996. Composer in Residence im Arc in Romainmôtier 1997. Prix du Club de mécénat suisse en France 1998. 1999 kulturelle Auszeichnung des Kanton Zürich. 2001 Stipendiatsaufenthalt Künstlerhof Schreyahn in Niedersachsen. 2001/2002 Arbeitsstipendium der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr in London. 2004 Stipendium der Robert und Lina Thyll-Dürr Stifung. 2004 Werkjahr der Stadt Zürich für Komposition.
Gründer und künstlerischer Leiter der Konzertreihe musica moderna in Wädenswil 1995-2001. Gründer diverser Kammermusikformationen (Trio Lepic, Ensemble Katarakt, die elektroakustischen Ensembles Strom und Notstrom, Ensemble Cattrall, 4tenors u.a.)
Rico Gublers Werke werden von der Schweizer Musik Edition und Edition Fuzeau vertrieben. Pädagogische Werke sind erschienen bei Musik Hug Verlage und Woodbrass Music.
Seit mehreren Jahren arbeitet Rico Gubler zusammen mit Sascha Armbruster an einem Kompendium für Saxophontechniken (Saxapproach): 2004/05 Abteilung F & E Musikhochschule Luzern, seit 2006 ein Forschungsprojekt unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds (DORE).
Ab Herbst 2010 leitet Rico Gubler den Studiengang Bachelor an der Hochschule für Musik Basel.
Seit Herbst 2002 lebt und arbeitet Rico Gubler in Zürich.
2003-2007 Studium an der juristischen Fakultät der Universität Zürich, 2007 Lizentiat. Konzeption und Durchführung des Moduls "Getting into Busisness" (juristische, organisatorische und kulturpolitische Grundlagen für den Musikerberuf" auf der Masterstufe an der Hochschule Luzern - Musik, sowie Kurse in Vertrags-, Gesellschafts-, Urheber- und Vorsorgerecht an den Musikhochschulen Zürich und Lugano. Die Arbeit an seiner Dissertation wird 2009/2010 von der Universität Zürich durch Gewährung eines Forschungskredites unterstützt.
© Susan Schimert-Ramme